Das ist also unsere „gute Verwaltung“! | Hoteldorfgenehmigung über die Hintertür

Von „Dolomiten“ bis Landesregierung und retour hören wir immer wieder, wie gut wir verwaltet werden. Das hört man gern und nur allzugern glaubt man das, was einem gefällt.

Wie es aber in Wirklichkeit ausschaut, zeigt das Hoteldorf-Projekt von HGV-Präsident Meister in bestürzender Weise. Die Landesregierung tut einfach so, als gäbe es das negative Gutachten der Landesraumordnungskommission nicht. Akribisch zurechtgestutzte Gesetzchen sorgen damit für die Genehmigung durch die Hintertür. Die Begutachtungsfrist verstreicht, die Bauleitplanänderung kann durch die Gemeinde erfolgen, das Gutachten der Landesraumordnungskommission hat es praktisch nicht gegeben.

Jede Kommission bleibt still (oder ungehört),
wenn sein starker Arm es will!

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PRESSEMITTEILUNG DER SÜDTIROLER GRÜNEN

„Meister-Stück“ der Landesregierung: Die geplante Tourismuszone Hafling wird nach bewährtem Muster durch Stillschweigen und Terminverfall genehmigt.

Seit Ende 2010 steht das Projekt eines Hoteldorfs auf der „Angerwiese“ in Hafling zur Debatte.

Nachdem der Gemeinderat im Dezember 2010 das problematische Vorhaben mit 31 Haus-Einheiten in herrlicher Lage nach heftiger Debatte angenommen hat, erteilte die Landesraumordnungskommission Ende Juni 2011 der Bauleitplanänderung eine vernichtende Absage und machte sich die berechtigten Einwände vieler Haflinger Bürger zu eigen.

· Das Risiko drohender Landschaftszersiedlung und -zerstörung, die Zunahme von Verkehr und Parkflächen, der sich abzeichnende Wassermangel sowie die akute Zerstückelung durch ein Hoteldorf mit 31 frei stehenden Häusern, wie in den Bürger-Einwänden beschrieben, wurden erkannt und in der Kommission mehrheitlich abgelehnt. Die Ablehnung wurde denkbar klar begründet: Es fehlten eine Zufahrt und Trinkwasserleitung, der Parkplatz liege teilweise außerhalb der Zone und der Umweltbericht sei vollkommen mangelhaft abgefasst. Der Bericht gehe auf landschaftliche noch raumplanerische Aspekte nicht ein, ebenso wenig auf die belastende Verkehrszunahme, schließlich seien Parameter und Bauvorschriften widersprüchlich. Die Kommission hat mit ihrem negativen Gutachten nicht nur ein Einzelprojekt abgewiesen, sondern zudem ein lokales und landesweites Exempel zugleich statuiert.

· Nun hat die Landesregierung, die als letzte Instanz über die Änderung des Bauleitplans entscheiden kann, es jedoch vorgezogen, sich „tot zu stellen“. Sie hat den bequemen Weg gewählt, das negative Gutachten der Landesraumordnungskommission einfach nicht zu behandeln und damit den Beschluss des Gemeinderats in Kraft zu setzen. Nachdem keine Behandlung durch die Landesregierung erfolgte, kann die Gemeinde nun die Bauleitplanänderung selbst durchführen. Das entschiedene „Nein!“ der Kommission und vieler Haflinger Bürger wurde damit in den Wind geschlagen und dem Bauwerber Walter Meister der „Rote Teppich“ ausgelegt. Er kann sein Projekt weiter betreiben, trotz aller schwer wiegenden Mängel und Folgen für die Dorfentwicklung.

· Die absehbare Konsequenz einer Genehmigung des Hoteldorfs „Angerwiese“ wäre eine Übererschließung von Hafling unausweichlich vorprogrammiert. Bereits jetzt ist die 750-Einwohner-Gemeinde mit rund 200.000 Übernachtungen (1/5 von Meran!) eine der touristisch massiv erschlossenen Destinationen Südtirols.. Die drohende Bettenüberproduktion durch Tourismusentwicklungskonzepte, auf die die Grünen wiederholt verwiesen haben, zeigt sich im Falle Haflings in aller Deutlichkeit.

· Die Landesregierung hat sich nach dem Prinzip „Pontius Pilatus“ elegant aus der Affäre gezogen. Sie wird sich zwar auf die Gemeinde-Autonomie berufen, ist aber bei der Entscheidung vor allem vor der Lobbymacht des HGV und des Verbandspräsidenten Meister in die Knie gegangen.

· Nun liegt es an den Projektgegnern und den Freunden des Landschaftsbildes von Hafling, gegen die demnächst publizierte Änderung des Bauleitplans vor das Verwaltungsgericht zu ziehen. Angesichts der Projektmängel und des Verdikts der Landesraumordnungskommission bestehen gute Chancen, das vorliegende Projekt zu stoppen.

Bozen, 2. September 2011

Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba

 

 

 

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